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Von den Kindern

  • Autorenbild: Nicole Grossen
    Nicole Grossen
  • 14. Nov. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Jan.

November 2020


Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht

des Lebens nach sich selber.

Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,

Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.


Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,

aber nicht eure Gedanken,

Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.

Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,

aber nicht ihren Seelen,

Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,

das ihr nicht besuchen könnt,

nicht einmal in euren Träumen.

 

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,

aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.

Denn das Leben läuft nicht rückwärts

noch verweilt es im Gestern.

 

Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder

als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,

und er spannt euch mit seiner Macht,

damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.

Laßt eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;

Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.


Khalil Gibran



Schon lange bevor ich Mutter wurde, stiess ich auf den "Propheten" von Khalil Gibran und vor allem auf das Gedicht “Von den Kindern”. Intuitiv erahnte ich die tiefe Wahrheit dieser Worte. Ich bewahrte die Worte tief in mir und kann rückschauend sagen, dass sie immer, wenn ich als Lagerleiterin, Betreuerin, Lehrerin und Mutter mit Kindern zu tun hatte, richtungsweisend für mein Handeln waren. 


Lange hatte ich jedoch keine Ahnung, wie ich an den Punkt kommen konnte, wo ich die Worte nicht nur als Fixstern im Aussen verwenden konnte. Ich wollte diese Wahrheit in mir entdecken...


Vor nun gut vier Jahren stiess ich zu einer Gruppe Menschen, die meine Welt total auf den Kopf stellen sollte.

Schon als ich das erste Mal mit ihnen in Kontakt kam, wusste ich, dass ich dazu gehören würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung warum. Ich spürte nur dieses tiefe Verlangen, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen und sie kennen zu lernen.

Nach einem geraumerem Weilchen erkannte ich, dass sie nicht einfach so waren, wie sie waren. Sie taten etwas dafür! 

“OK”, dachte ich mir, “dann muss ich das auch tun! Denn ich will ja dazugehören…”


Dies war der Beginn meiner Reise zu mehr Bewusstsein, unterstützt von dieser Gruppe von Menschen, denn alleine hätte ich den Weg nicht gefunden.


Ich besuchte von nun an regelmässig Kurse in integraler Schatten- und Körperarbeit, nahm an Mind-Gruppen teil und fing an zu meditieren. 


Ich erkannte in den folgenden Monaten und Jahren so einige verborgene (verdrängte) Anteile meiner selbst. Ich holte sie hervor, beleuchtete sie, durchlebte viel Schmerz, wurde unglaublich wütend und war so manches Mal verzweifelt. Es gab Zeiten, wo nur dieser Wille, bei diesen Menschen sein zu können, mich weiter machen liess, denn das erste Mal in meinem Leben schien ich angekommen. Ich habe meine Familie gefunden.


Ich durchleuchtete jeden Bereich meines Selbst. So auch mein Muttersein und konfrontierte mich mit viel Unschönem. Durch all die Prozesse durchlebte ich eine Transformation, die ich mir nie erträumt hätte. Ich lebe heute ein freies und selbstbestimmtes Leben, und mein Muttersein entspringt einer tiefen, körperlichen Weisheit. 


Ich habe im Laufe der Zeit erkannt, dass ich den Worten von Khalil Gibran ein grosses Stück näher gekommen bin. Ich habe die Weisheit der Worte in mir gefunden. Ich erkenne nun sehr deutlich, wie ich mein Kind und die mir anvertrauten Kinder auf ihrem Weg zum Grosswerden so begleiten kann, dass sie diese lebendigen Pfeile werden. Ich erkenne die Qualitäten des sich aufspannenden Bogens und die Kraft, die mich aufspannt in mir.


Mit diesem Bild vor Augen sollen alle kommenden Texte immer wieder an deinen Grundfesten rütteln, dir neue Perspektiven aufzeigen und dich vor allem immer wieder daran erinnern, was es braucht, um dieser feste Bogen zu sein, wo die Kräfte in dir schlummern, die den Bogen aufspannen und vor allem, wie du an den Punkt kommst, die lebendigen Pfeile in die Welt zu schicken.


Bist du bereit, dich auf diesen Weg zu machen?

Bist du bereit, für Deine Kinder wirklich das Beste aus dir herauszuholen?

Bist du bereit auch Wege zu gehen, die viel zu gefährlich scheinen oder die eben erst vor dir auftauchen?


Ja! - Dann lade ich dich ein und freue mich fest, wenn du meinen Texten folgst und so Schritt für Schritt den festen Bogen und die aufspannende Kraft in dir selbst entdeckst.



Alles Liebe

Nicole


PS: Dieser Text entstand in einer Reihe von Texten zum Elternsein und Kindererziehung. Zu dieser Zeit fokussierte ich meine Arbeit auf diesen Bereich und wollte mit Coachings mehr Bewusstsein in die Kindererziehung bringen.


PPS: Ich schreibe in vielen Texten von deinen oder unseren Kindern. Jedoch heisst das nicht, dass der Inhalt nur für Eltern gilt. Alle Menschen, die in irgendeiner Form mit Kindern in Kontakt kommen, betreffen die behandelten Themen. So sind neben Eltern auch Lehrer, Erzieher, Betreuer, Grosseltern, Tanten und Onkel, Paten, Nachbarn, im Zug Mitreisende… Also eigentlich alle Menschen angesprochen!

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